Petra Schweifer

Große Papiermalereien
19.09.2010 bis 23.10.2010


 

>Weitschweifig< steht in einem der Skizzenbücher von Petra Schweifer geschrieben und dieses Wortspiel trifft den Kern ihrer Arbeiten. >Weitschweifig< im Sinne von ausladend, mit großem Schwung oder großer Geste sind die Landschaften und Objekte auf das Papier gesetzt. >Weitschweifig< darf auch der Betrachter seinen Blick zwischen Nahsichtigkeit und Ferne schweifen lassen. >Weitschweifig< kann und soll auch zwischen konkreter und abstrakter Darstellung gependelt werden. >Weitschweifig< darf aber nicht mit beliebig verwechselt werden, die vielfältigen Assoziationsmöglichkeiten sind in jedem Fall intendiert. So plant und skizziert sie ihre Landschaften und Objekte zunächst mit Bleistift vor, um sie dann mit Ölfarbe auszuführen und manchmal mit Farbstiften noch zu verfeinern. Da diese großformatigen Papiere hängend bemalt werden, ergeben sich natürliche Rinnspuren der Ölfarbe, die in die Szene integriert dem Bildganzen einen sehr markanten Charakter verleihen. Die Künstlerin liebt darüber hinaus den schnellen Trocknungsvorgang und hängt die Blätter mit Klammern wie Wäschestücke auf. In der Bildsprache von Petra Schweifer werden Begriffe wie Faltung, Schichtung oder Umhüllung bei der Gestaltung verschiedenartiger Materien umgesetzt. Eine hohe Daunendecke etwa verbirgt und beschützt, umgibt und trennt. Eine steile Felswand im Nebel verhüllt die Sicht auf den Berg oder umhüllt ihn. Es ist eine Suche nach dem Dazwischen, und ein Erforschen der unterschiedlichen Zustände und Befindlichkeiten. So werden Stoffe, die nass, gefroren, geglättet, zerknüllt, hängend, gespannt oder gerollt jeweils eine andere Oberflächenbeschaffenheit haben, mit entsprechenden Stimmungslagen assoziiert. In diesem Experiment begibt sich die Künstlerin immer wieder auch auf die Suche nach ihrer eigenen Position.

Wiederholt geben Bildtitel Hinweise auf konkrete Szenerien, die von den Betrachtern übernommen werden können aber nicht zwingend sind. Besonders im Bereich der Landschaften kann das Spiel zwischen nah und fern, zwischen dem Detail und der Gesamtheit sehr unterschiedliche und individuell stimmige Bildvarianten ergeben. In diesem Spiel bleibt es dem eigenen Vorstellungsvermögen überlassen in Petra Schweifers großformatigen Papierarbeiten Bekanntes und/oder Neues zu entdecken.

Neben den Papierarbeiten setzt sich die Künstlerin auch mit Textilien, vorwiegend Kleiderstoffen auseinander, die sie, nun in langsameren Arbeitsschritten, zu Landschaften im weitesten Sinn vernäht. Im vergleichsweise kleinen A4 Format versucht sich Petra Schweifer erstmals in einer Vorstufe zur dreidimensionalen Darstellung. >Weitschweifig< eben!

Michaela Nagl